Worum geht`s?
Digital Storytelling
Beim Digital Storytelling erzählen Kinder und Jugendliche persönliche Geschichten mittels digitaler Medien. Dabei geht es nicht um technische oder ästhetische Perfektion, sondern darum, durch eine authentische Erzählung Einblick in die eigene Lebenswelt zu geben. Die Teilnehmenden werfen mittels einer digitalen Geschichte einen Blick auf sich selbst und erleben den Stellenwert von Medien im Alltag sowie ihr Potential zur Darstellung von Ereignissen und zum Ausdruck von Emotionen. Digital Storytelling kann als klassisches Video umgesetzt werden oder aber auch als vertonte Slideshow, also als Kombination von Fotografie und gesprochenen Texten. Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die Arbeit mit Fotografie und Text, kann aber auch auf die Arbeit mit Video adaptiert werden.
Ziele
Durch das Erzählen einer digitalen Geschichte haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich mit sich und ihrer Lebenssituation auseinanderzusetzen. Sie richten einen Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft. Diese Auseinandersetzung findet mittels der Medien Text, Audio, Bild statt und fördert die Auseinandersetzung mit der Frage, wie diese digitale Medien Geschichten und damit verbundene Emotionen transportieren und fördert schliesslich die Auseinandersetzung mit der Funktionsweise dieser Medien.
Zielgruppe
8-16jährig, max. 6 Teilnehmende (TN)
Dauer
2 Blöcke mit je 4 Std.
Technik
Smartphones der TN oder Tablets, im Idealfall ein Computerarbeitsplatz pro Person. Computer und Beamer für Workshopleitung.
Durchführung
Hinweis
Der hier beschriebene Workshop ist zeitlich umfangreich und bedingt eine relativ enge Betreuung der Teilnehmenden. Dafür bietet er Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, persönliche Geschichten zu erzählen und medial umzusetzen.
Block 1 Ausarbeitung der Geschichte
Bevor die digitale Story auf dem Computer erstellt wird, braucht es eine Idee zu einer Geschichte, sowie Bilder und Texte, welche die Grundlage der Geschichte bilden. Zur Erarbeitung der Geschichte schlagen wir folgendes Vorgehen vor.
Brainstorming / Storytelling:
Den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen wird das Projekt vorgestellt.
Die Workshopleitung erklärt, worum es beim Digital Storytelling geht (vgl. Einleitung) und benennt die Rahmenbedingungen, wie zeitlicher Ablauf, Pausen, Umgang mit persönlichen Aussagen, Feedbackkultur etc.
Gemeinsam mit den Teilnehmenden wird zunächst die Vorlage einer bestehenden Digital Story angeschaut. Die Teilnehmenden achten darauf, wie die Geschichte erzählt wird. Was erzählt die Person über sich? Was ist spannend? Was erfahren wir über die Person?
(vgl. Digital Story Beispiel)
Danach nennen die TN Punkte, auf die sie achten würden, wenn sie jemandem, den sie nicht kennen, eine Geschichte über sich erzählen würden. Die Workshopleitung hält die von den TN genannten Punkte auf einer Flipchart fest.
Dann überlegen die TN in Einzelarbeit, was genau sie über sich erzählen wollen. Folgende Fragen können als Vorlage genutzt werden und durch Punkte aus dem vorangegangenen Brainstorming ergänzt werden:
- Wie heisse ich, wie alt bin ich?
- Was mache ich gerne?
- Was mache ich nicht so gerne?
- Welche Personen sind wichtig in meinem Leben?
- Was bedeutet für mich Freundschaft?
- Was bedeutet für mich Glück?
- Was bedeutet für mich Schönheit?
- In 20 Jahren möchte ich........
- In 50 Jahren möchte ich.........
Wichtig: Die TN müssen sich nicht zwingend an die genannten Punkte halten. Wenn die TN aber wenig schreiben oder ihnen nichts einfällt, sind die Punkte eine gute Orientierung. Es ist die Aufgabe der Workshopleitung die TN zum Erzählen zu animieren und nachzufragen. Häufig kommen die TN ins Erzählen, wenn durch die Workshopleitung nachgefragt wird, weshalb sie bestimmte Dinge gerne machen oder nicht gerne machen oder was der Grund für eine bestimmte Aussage ist.
Der Workshopleitung kommt an dieser Stelle die Verantwortung zu, zu erkennen, über welche Themen die Teilnehmenden frei und offen sprechen können und welche Themen zu intim sind. Es geht nicht darum, Offenheit um jeden Preis zu erlangen. Es gilt: Jede/r erzählt, was er oder sie möchte.
Nachdem die TN sich Notizen zu den wichtigsten Punkten ihrer Erzählung gemacht haben, erzählen sie ihre Geschichte im Plenum. Die ZuhörerInnen geben Feedback zu den folgenden Punkten:
- Ist die Geschichte verständlich?
- Was habe ich Neues über die erzählende Person erfahren?
- Was fand ich besonders spannend?
Storyboard und Bildmaterial
Nun erstellen die TN ein Storyboard.
Als Vorlage eignen sich leere DIN A4 Blätter in die Tabellen mit zwei Spalten und beliebig vielen Zeilen eingezeichnet werden (vgl. Beispiel Storyboard).
Auf der linken Seite wird der Sprechertext für die spätere Slideshow notiert.
Danach suchen die TN im Fotoarchiv ihrer Smartphones Bilder, die die gemachten Aussagen verstärken oder erklären. Die Fotos werden auf dem Computer gespeichert und die TN notieren die Bildnummer oder Titel in der rechten Spalte des Storyboards. Fehlende Bilder werden von den Teilnehmenden mit ihrem Smartphone erstellt oder im Notfall (und nur im Notfall!) im Internet gesucht. Sind die Fotos gespeichert und zugeordnet, erzählen sich je zwei TN gegenseitig ihre Story und zeigen dem / der PartnerIn die zum Text gehörenden Bilder auf dem Computer. Der / die PartnerIn gibt Feedback zur Verständlichkeit und Informationsgehalt der Geschichte.
Block 2 Umsetzung der Digital Story
Für die Produktion der digitalen Story eignet sich Adobe Spark, eine gratis zugängliche, einfach zu erlernende web-basierte Software zur Gestaltung von Grafik, Video und Fotografie. Das unter «Tools» abrufbare Tutorial bezieht sich auf die Arbeit mit „Adobe Spark “ auf dem Computer. Die dargestellten Arbeitsschritte können jedoch auf die Arbeit mit der App “Adobe Spark Video“ übertragen werden. Bei einem Projekt mit mehreren Jugendlichen eignet sich unseres Erachtens die Arbeit auf dem PC besser als die Arbeit mit mobilen Geräten, weil es die gemeinsame Arbeit erleichtert und die Betreuung der Teilnehmenden durch die Workshopleitung einfacher und übersichtlicher ist. Nachdem die Digital Stories erstellt sind, werden sie gemeinsam angeschaut.
Varianten
Das Projekt lässt sich auch mit weniger technischem Aufwand umsetzen. Die Ergebnisse aus Block 1 können z.B. in Form eines grossen Plakats dargestellt werden. Die Kinder können die Bilder zu ihrer Story ausdrucken, auf einem Plakat zusammenstellen und „live“ ihre Geschichte erzählen.
Frank Egle, Monika Luginbühl
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