Worum geht`s?

Hate Speech

Worum geht`s?

Hate Speech: Gegenrede mit Memes

Ein Viertel der Jugendlichen in der Schweiz sind von Onlinediskriminierung persönlich betroffen. Online verbreitete Hassbotschaften sind weder Teil der Meinungsfreiheit, noch tragen sie zu dieser bei. Um präventiv auf Diskriminierung und Hass zu reagieren, werden diese Themen mit den Jugendlichen aufbereitet und Gegenpositionen erarbeitet.

Ziele

Die Jugendlichen reflektieren ihre Erfahrungen mit Onlinediskriminierung und Hatespeech. Sie setzen sich mit Möglichkeiten auseinander, die ihnen zur Verfügung stehen, um auf Hatespeech und Diskriminierung zu reagieren.

Zielgruppe

Jugendliche, 11 - 16 Jahre, max. 10 TN

Dauer

60 - 120 min.

Technik

Technik

Tablets oder Smartphones und Computerarbeitsplatz

Durchführung

Einstieg:

Zum Einstieg in den Workshop geht es zunächst darum, den individuellen, persönlichen Zugang zum Thema zu schaffen, um eine rein begriffliche Abarbeitung der Thematik zu vermeiden. Häufig ist es aber schwierig mit Gruppen, die sich z.B. gegenseitig nicht gut kennen, direkt in eine persönliche Diskussion einzusteigen, in der die Jugendlichen ihre Meinungen und Haltungen zu einem sensiblen Thema preisgeben müssen. Deshalb schlagen wir einen zweistufigen Einstieg vor. (Je nach Gruppe kann der erste Teil ausgelassen werden.)

Einstiegsvideo: Was ist Hatespeech und wie damit umgehen?

Zum Einstieg wird mit den Jugendlichen eins der von klicksafe publizierten Videos gezeigt, in denen Youtuber über Ihren Umgang mit Hass im Netz berichten.

Pocket Hazel

Rob Bubble

Silvi Carlsson

Einstiegsgsvideo: Anschlussdiskussion

In der anschließenden Diskussion werden folgende Fragen besprochen:

  1. Kennst du jemanden, der bereits einmal online diskriminiert wurde? Was ist geschehen, berichte kurz darüber, wie du damit umgegangen bist?
  2. Was genau ist Diskriminierung?
  3. Hast du schon Posts, Memes, Whatsappnachrichten oder ähnliches gesehen, in denen „Hassbotschaften“ verbreitet wurden?
  4. Was hast du getan? Was könnte man tun?
  5. Wie würdet ihr Hassbotschaften beschreiben?
  6.  Was glaubt ihr ist das Problem an Hassbotschaften?

Zur Vorbereitung und Durchführung der Diskussion, sowie für eine vertieftere Auseinandersetzung sind die Materialien der Initiative „Wirsindantianti“ zu empfehlen. Für eine begriffliche Klärung empfiehlt sich das Glossar zum Thema.

Vorbereitung Praxisteil

Der in der Pädagogik und Demokratieförderung diskutierte Ansatz zum Umgang mit Hatespeech besteht darin, freundlich, aber bestimmt Stellung zu Hassrede und Diskriminierung zu beziehen und Diskriminierungen, Herabwürdigungen und Generalisierungen mit Humor, Argumenten und Perspektiven zu begegnen. Diese Stellungnahme wird als Counter Speech bezeichnet. Um später auf der praktischen Ebene Gegenrede zu bestimmten Themen zu ermöglichen, sollen die Jugendlichen an diese Möglichkeit herangeführt werden. Dazu dient die folgende Übung:

Praxisteil 1: Stellung beziehen

Die Workshopleitung hat verschiedene Situationen vorbereitet, in der Menschen von Hassrede oder Diskriminierung betroffen sind. Jede Situation wird vorgelesen oder am Beamer präsentiert und die Jugendlichen müssen entscheiden, wie Sie sich verhalten.

Situationen:

  • Im Klassenchat wird ein Junge, mit dem du befreundet bist, von zwei Mitschülerninnen beschimpft, weil er sich als schwul geoutet hat. Daraufhin verlässt er den Chat und kommt am nächsten Tag nicht in die Schule. Was tust du? 
  • Ein Junge aus Syrien kommt neu in die Klasse. Er ist schüchtern, aber sehr nett zu allen. Ein paar Jungs aus eurer Klasse machen sich über sein Deutsch lustig und haben einen abwertenden Witz über seine arabische Herkunft als Kommentar unter einen seiner Instagram-Posts gemacht. Wie reagierst du?
  • Unbekannte beschimpfen regelmäßig deine Lieblingssängerin, indem sie frauenfeindliche Kommentare wie „du bist hässlich“ und „welcher Mann sollte dich jemals wollen, wenn du dich so offen zeigst?“ unter ihre YouTube-Videos posten. Was tust du?

Den vier Ecken des Raums sind folgende Entscheidungsmöglichkeiten zugeordnet:

  1. Ich tue nichts
  2. Ich reagiere auf die Diskriminierung.
  3. Ich melde das Verhalten.
  4. Ich zeige eine andere Reaktion.

Nachdem die Schüler:innen sich einer Option zugeordnet haben, konkretisieren Sie ihre Wahl. Insbesondere bei den Möglichkeiten «Ich reagiere auf die Diskriminierung» sollte darüber gesprochen werden, wie reagiert wird. Reagiert der/die Jugendliche auf den oder diejenige, die diskriminiert wurde oder auf den oder diejenige von der das diskriminierende Verhalten ausgeht. Wie sieht die Reaktion aus? Auch bei der Option «ich melde das Verhalten» muss besprochen werden, an wen man sich wenden kann (Lehrer:innen, Eltern, Polizei?)

Praxisteil 2: Counter Speech – Erstellen von Memes

Memes sind Collagen aus Bild und Text, die ausgehend von einer Originalvorlage (Bild oder Video), mit einem Text ergänzt werden und auf ein bestimmtes Thema verweisen. Ein bestimmtes Bild oder Video wird in einen neuen Kontext gestellt und bezieht sich auf humorvolle Weise auf politisch – gesellschaftliche oder popkulturelle Themen. Memes sind für die politische Bildungsarbeit deshalb so interessant, weil die Bilder oder Videos, die den Memes zugrunde liegen, sobald sie viral gegangen sind, in verschiedene Richtungen neuinterpretiert werden können. Weiterhin sind Memes fester Bestandteil der online Kultur und gehören zum Jugendlichen Kommunikationsrepertoire. Auf der Grundlage von Memes soll deshalb die Möglichkeit der Gegenrede zu Hass und Diskriminierung erprobt werden.

Um später eigene Memes gegen Hass und Diskrminierung zu erstellen, braucht es eine inhaltliche Auseinandersetzung. Gemeinsam werden folgende Fragen besprochen:

  1. Wisst ihr, was Memes sind? Habt ihr bereits eigene Memes veröffentlicht oder weitergeleitet?
  2. Zu welchen Themen habt ihr Memes gesehen oder produziert
    (Memes können von den Jugendlichen vorgestellt werden oder die Workshopleitung sucht über Google Bildersuche z.B. «Memes 2022»)
  3. Glaubt ihr, dass man mit Memes auch auf Hatespeech oder Diskriminierung im Netz reagieren kann.

Zum Abschluss werden Memes auf der Seite von No Hatespeech:  vorgestellt und gemeinsam interpretiert. Was wollen diese Memes sagen oder ausdrücken?

Produktion und Reflexion eigener Memes:

  1. Die Jugendlichen überlegen sich, ob sie generell auf Hatespeech reagieren und Stellung beziehen wollen oder auf ein konkretes Geschehnis, z.B. eine Diskriminierung, die Sie selbst oder andere erfahren haben.
  2. Danach überlegen die Jugendlichen, welche Botschaft Sie kommunizieren wollen. Eine Orientierung kann dabei der Flyer von No-hate-speech dienen:
  3. Nun geht es an die Produktion. Die Jugendlichen überlegen sich eine Aussage und ein dazu passendes Bild. Bilder können über Google Bildersuche gefunden werden.
  4. Die Bilder und die dazu gehörende Aussage werden als Meme in https://meinmeme.de/ erstellt und auf dem Desktop oder dem Server gespeichert.
  5. Im Anschluss werden die Memes präsentiert und gemeinsam überlegt, welche Wirkung erzeugt werden kann, wenn die Memes veröffentlicht werden.

An dieser Stelle der Hinweis, dass wir uns bei der Erstellung von Memes in einem rechtlichen Graubereich bewegen. Theoretisch können bei der Publikation von Memes Persönlichkeits-, Urheber- und Markenschutzverletzungen auftreten

Tools

Tools

Smartphones, Computer oder Tablets.

Variante

Die oben beschriebenen Workshopteile lassen sich je einzeln oder im Rahmen einer Workshopreihe, verteilt auf mehrere Anlässe durchführen.
Weiterhin lässt sich das Thema ideal als Co Projekt mit einer internen Schule umsetzen. Anknüpfungspunkte zum Lehrplan 21 – Medien und Informatik sind gegeben. Weiterhin lässt sich das Thema beispielsweis auch in das Fach Deutsch integrieren.

Der beschrieben Workshop beinhaltet Ideen und Materialien des Projekts «Wirsindantianti», diese Inhalte stehen unter  Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz by www.medialepfade.org – Fidel Bartholdy | Robert Behrendt | Claudio Caffo. Ergänzungen und Änderungen MEKiS, Frank Egle. Das vorliegende Material ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz